Solidarität mit dem Black Triangle und allen anderen besetzten Häusern

Anfang Juni 2016 wurde das Gelände in der Arno-Nietzsche-Straße 41, das sogenannte „Black Triangle“ besetzt, welches bereits seit vielen Jahren leer stand. Das Gelände befindet sich im Besitz der Deutschen Bahn.
Neben Wohnraum für Menschen, Sauna, Fitnessraum, Bandproberäumen und Bar entstand dort in den letzten Monaten ein Ort, an welchem diverse Veranstaltungen, Voküs, Konzerte, Kino, Workshops usw. stattfanden. Orte wie das Black Triangle sind wichtig, da sie erste Alternativen jenseits von Kapitalismus und Verwertungslogik sichtbar und auch erfahrbar machen.

Aktueller Stand
Aktuell ist das Gelände akut räumungsbedroht. Die Bahn versucht derzeit vor Gericht eine Räumung durchzusetzen. Vor dem Amtsgericht (August 2016) und Landgericht (Oktober 2016) hatte sie keinen Erfolg damit. Aktuell liegt der Fall beim Bundesgerichtshof. Wann dort ein Entscheidung ergeht, ist noch nicht absehbar. Die Besetzer*innen gehen allerdings davon aus, dass die Räumung jederzeit stattfinden kann.

Rückblick: Besetzungen in Leipzig
Das Black Triangle ist nicht die erste Besetzung, die es in Leipzig gegeben hat und wird vermutlich auch nicht die letzte sein. Kurz nach der Wende entstand in vielen Regionen in Ostdeutschland ein gewisser rechtsfreier Raum, so auch in Leipzig. Dieser wurde u.a. dazu genutzt, diverse Häuser zu besetzen. Aus dieser Zeit stammen z.B. das Conne Island, das Zoro, die Distillery und die Liwi.
Nach einer Straßenschlacht im November 1992 wurde die „Leipziger Linie“ verkündet, die die sofortige Räumung neubesetzter Häuser vorsah. Diese Linie scheint bis heute im Großen und Ganzen Gültigkeit zu haben.

Die anstehende Räumung…
Die Deutsch Bahn als Eigentümer*in, arbeitet mit aller Kraft an der Durchsetzung der Räumung. Es ist davon auszugehen, dass diese zeitnah vollzogen wird, sobald der Bundesgerichtshof dazu grünes Licht gibt. Sollte es zu einer Räumung kommen, gilt es diese optimalerweise zu verhindern.
Bereits vor einigen Tagen haben Besetzer*innen in Solidarität mit dem räumungsbedrohten Black Triangle kurzzeitig mehrere Häuser in Leipzig besetzt. In der dazu verfassten Pressemitteilung heißt es: „Wir haben in den frühen Morgenstunden des Sonntags 12 Gebäude in Leipzig für kurze Zeit besetzt. All diese Häuser und Hallen haben gemein, dass sie seit Jahren leer stehen und entweder saniert werden sollen oder weiterhin ungenutzt verfallen. Entgegen der Pläne von Spekulant*innen und Investor*innen, möglichst viel Kapital aus den Objekten zu schlagen und im Zweifelsfall Jahrzehnte zu warten, bis der stetig steigende Mietspiegel aufwändige Renovierungsarbeiten zulässt, haben wir uns diese Räume angeeignet. Da Besetzer*innen allerdings mit massiver Repression rechnen müssen, haben wir die Gebäude nach kurzer Zeit wieder verlassen. Mit diesem Akt der temporären Aneignung möchten wir auf die Entwicklungen auf dem Leipziger Wohnungsmarkt aufmerksam machen, vor allem aber zu einem alternativen Blickwinkel auf das räumungsgefährdete Black Triangle beitragen.“ Das ganze Statement findet ihr unter: www.linksunten.indymedia.org/de/node/220109

… und ihr aktueller sicherheitspolitischer Kontext
Die anstehende Räumung ist aktuell nicht ohne die bundesdeutsche Debatte um „Linksextremismus“ und „linke Gewalt“ zu betrachten. Nach den Ausschreitungen in Hamburg zum G20-Gipfel und der danach von Bundesinnerminister Thomas de Maizière (CDU) viel zitiertem Nicht-Statement „So etwas, was es in Connewitz in Leipzig gibt, kann man nicht hinnehmen. Wenn das einmal eingerissen ist, ist das nicht so leicht wieder zu lösen.“ ist Connewitz und seine linken Zentren wieder verstärkt in den öffentlichen Fokus gerückt (Vgl. Kreuzer: www.kreuzer-leipzig.de/2017/07/12/connewitz-abschaffen/). Der Chef der Leipziger Polizeidirektion, welcher zugleich Leiter des Operativen Abwehrzentrums (OAZ) ist, äußerte sich in der Presse folgendermaßen: „Es sind rechtsfreie Räume entstanden“. Für die Polizei ist das Black Triangle dabei ein Zentrum des „Linksextremismus“ in Leipzig. Allein das sollte schon ausreichen um der Polizei die Räumung so schwer wie möglich zu machen.

Danach
Sollten die Deutsche Bahn und die Polizei eine Räumung durchsetzen, kursiert bereits seit langer Zeit ein Aufruf für eine Demonstration am darauf folgenden Tag 18 Uhr vom Wiedebachplatz aus. Wir rufen dazu auf sich an dieser zu beteiligen!

Linke Freiräume verteidigen! Gegen Kapitalismus und seine Unterdrückungs- und Ausbeutungsmechanismen.

Stay tuned
www.btle.blackblogs.org
www.aktionsticker.org
#an41

zum weiterlesen
Statement der Besetzer*innen vom 25.07.2017: Squat „Black Triangle“ offensichtlich kurz vor der Räumung
https://linksunten.indymedia.org/de/node/219526

Spiegel vom 29.07.2017: Ausstieg links
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/leipzig-black-triangle-wie-linke-ein-altes-bahn-gebaeude-wiederbelebten-a-1160175.html

Kreuzer vom 04.08.2017 Andauernde Unsicherheit: Die Räumungsdrohungen für besetzte Flächen häufen sich
www.kreuzer-leipzig.de/2017/08/04/andauernde-unsicherheit

LVZ vom 06.08.2017: Besetztes Umspannwerk in Leipzig: Kampf ums Schwarze Dreieck (nur in Bezahlversion lesbar)
http://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/Besetztes-Umspannwerk-in-Leipzig-Kampf-ums-Schwarze-Dreieck

Der Infoladen im Conne Island (jeden Dienstag – Donnerstag von 17-20 Uhr geöffnet) hat jede Menge interessante Hefte aus den 1990er-Jahren der Leipziger Linken (und darüber hinaus). Hier gibt es jede Menge spannende Infos über Hausbesetzungen (nicht nur in Connewitz) zu erfahren.

Anarchismus.at: Leipzig schwarz-rot – Ein Rückblick auf 20 Jahre autonome Linke in Leipzig: www.anarchismus.at/die-autonomen/6118-20-jahre-autonome-linke-in-leipzig

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