27.08. Demonstration „Rechte Netzwerke zerschlagen. Gegen die Imperium Fighting Championship“

Demonstration gegen die rechte Kampfsportveranstaltung „Imperium Fighting Championship“ am 27.08. im Kohlrabizirkus. Start der Demonstration ist um 17 Uhr ab Herderstraße (Connewitz).

Alle Infos gibt’s auf dem Blog der neuen Kampagne „Rechte Netzwerke zerschlagen!“. Empfohlen seien an dieser Stelle auch der Hintergrundartikel bei leipzig.antifa.de und der Artikel im Leipziger Stadtmagazin Kreuzer.

Wir dokumentieren an dieser Stelle den Aufruf der Kampagne:

Kampagne gegen die “Imperium Fighting Championship” in Leipzig

Am 27. August 2016 soll in Leipzig zum fünften Mal die “Imperium Fighting Championship” stattfinden. Veranstaltungsort ist erstmals der Kohlrabizirkus im Leipziger Süden. Der Veranstalter, das “Imperium Fight Team”, ist eine von bekannten Neonazis durchsetzte Vereinigung. Der bekannteste von ihnen ist sicherlich der Trainer des Teams, Benjamin Brinsa. Brinsa war ein Führungsmitglied der angeblich aufgelösten rechtsradikalen Ultra-Gruppe “Scenario Lok” des 1. FC Lokomotive Leipzig.

Das “Imperium Fight Team” ist in keinster Weise ein “unpolitischer” Sportverein, dessen Mitglieder zufällig den NS-Aktivismus zum Hobby haben. Ganz im Gegenteil: Dahinter steht ein ganzes Neonazi-Netzwerk, welches Kampfsport einerseits erfolgreich vermarktet, andererseits aber diesen auch gezielt außerhalb sportlicher Wettkämpfe anwendet. Dies stellt eine permanente Bedrohung für People of Color, LGBTIQ*, Linke und viele andere Menschen in Sachsen und darüber hinaus dar. Dabei haben wir insbesondere den Angriff auf den eher links geprägten Stadtteil Connewitz am 11. Januar dieses Jahres noch nicht vergessen.

Wir werden es nicht hinnehmen, dass Neonazis ein Großevent nur wenige hundert Meter vom Ort der Angriffe im Januar entfernt durchführen. Mit einer entschlossenen Demonstration zum Kohlrabizirkus und einer politischen Kampagne im Vorfeld wollen wir rechte Netzwerke aufdecken und ins Fadenkreuz der Kritik nehmen. Ihre Zerschlagung ist unser politisches Ziel!

Neonazi-Banden im failed state Sachsen

Der sächsische failed state ist eine Wohlfühlzone für Neonazis. Während Polizei und Justiz vor allem gegen linke Aktivist*innen und die Pressefreiheit vorgehen, bilden sich Neonazi-Banden, die versuchen, die Ordnungsgewalt einfach selbst in die Hand zu nehmen. Rechte Bürgerwehren agieren weitgehend ungestört und werden höchstens mal von Bundesinstitutionen juristisch aufs Korn genommen.  Es ist sicher kein Zufall das militante Neonazi-Organisationen wie die ‘Weiße Wölfe Terrorcrew” sich einnisten, sowie auch der “Nationalsozialistische Untergrund” (NSU) Zwickau als Rückzugsort für seine bundesweite rassistische Mordserie auswählte und dabei beste Unterstützung aus dem Erzgebirge erhielt.

Während sich der globale Kapitalismus in einer tiefen Krise befindet und die “neuen Bundesländer” nie wirklich erfolgreich in die Marktwirtschaft integriert werden konnten, erleben militante Clans und Banden mit reaktionären Ideologien weltweit einen Aufschwung – auch in der vermeintlich stabilen BRD. Wo es für große Teile der Bevölkerung keine befriedigende soziale Perspektive gibt und lieber nach unten getreten wird, als den Kapitalismus infrage zu stellen, organisieren sich einige in reaktionärer und repressiver Form jenseits von Staat und erstem Arbeitsmarkt.

Gerade für Neonazis, die die parlamentarische Demokratie unterwandern und zugunsten einer “Volksgemeinschaft” abschaffen wollen, bietet diese Situation eine nicht zu unterschätzende politische Perspektive. Einige nutzten den gewaltsamen Zerfall Jugoslawiens, um Kampferfahrung auf kroatischer Seite zu sammeln, und kehrten dann nach Sachsen zurück – wie beispielswiese Reinhard R., der im vergangenen Jahr beim Pläuschchen mit NPD- und Legida-Anwalt Arndt Hohnstädter bei einem Legida-Aufmarsch beobachtet werden konnte. Letzterer ist übrigens auch Rechtsbeistand des erwähnten Imperium-Trainers Brinsa.

Die erwähnten Personen und Zusammenhänge sind nur ein Bruchteil dessen, was über rechte Netzwerke in Sachsen bekannt ist, und sollen an dieser Stelle exemplarisch für das stehen, was hier politische Realität ist. Ohne den Staat aktiv zu übernehmen oder gar Ansätze von politischen Mehrheiten zu organisieren, schaffen es Rassist*innen und Neonazis immer wieder, durch Netzwerke, Seilschaften und Banden eine rechte Hegemonie in Teilen Sachsens und der ganzen BRD zu etablieren. Mit Brandanschlägen auf Asylbewerberunterkünfte, Überfälle auf Linke, Attacken auf migrantische Geschäfte und Morde an People of Color auf offener Straße schaffen die Rechten bereits im Hier und Jetzt politische Fakten. Die Existenz von No-Go-Areas geht auf das Konto genau solcher rechter Netzwerke, die weitaus größer sind als ihre politischen Vertretungen namens NPD, Die Rechte, III. Weg oder AfD.

Während die Bundesregierungen seit den 90er Jahren eine Politik der europäischen Abschottung forcieren, treiben rechte Akteur*innen den rassistischen Normalzustand besonders im Osten der Republik auf die Spitze. Dabei schaffen sie sich durch Geschäftsnetzwerke eine ökonomische Basis für ihr politisches Handeln. Die gesellschaftlichen Teilbereiche, in denen sich rechte Netzwerke ausgebreitet haben, sind dabei keinesfalls neutrale Schauplätze einer aus der politischen Sphäre induzierten Dynamik. Die Kampfsportszene, Sicherheitsunternehmen, das Rotlichtmilieu, die Rockerszene, Bürgerwehren, das Militär sind alles zutiefst reaktionäre und von Grund auf patriarchal strukturierte Zusammenhänge, die alle notwendigen Grundlagen für rechtsradikale Ideologie innehaben. Sie sind nicht undifferenziert in ihrer Gänze als “Neonazi-Domänen” abzutun, aber als sexistische, autoritäre und teils rassistische Strukturen in den Fokus linker Kritik und Praxis zu rücken!

Das Wirken des “Imperium”-Netzwerks

Wem das alles zu abstrakt ist, der*die muss sich bloß einmal das Imperium-Netzwerk anschauen. Der beteiligte Neonazi Brinsa gehört faschistischen Strukturen in der Fanszene des 1.FC Lokomotive Leipzig an. Dieses Umfeld war auch an den Angriffen auf Connewitz parallel zum Legida-Geburtstagsaufmarsch am 11. Januar 2016 beteiligt. Ebenfalls beim Angriff dabei: einer der beiden Inhaber der Sicherheitsfirma Pro GSL. Diese wiederum ist ein Sponsor der “Imperium Fighting Championship”. Bis vor einem Jahr saß Pro GSL in der Großen Fleischergasse 4 in der Leipziger Innenstadt. Dort sitzt auch die “Metropolis Table Dance Lounge” – ebenfalls ein Sponsor der Kampfsportveranstaltung und Treffpunkt von rechten Hooligans bei diversen Legida-Demonstrationen. Von hier aus gingen mehrfach Angriffe auf Antifaschist*innen aus.

Ein weiterer Sponsor: der dem Rotlicht-Milieu zuzuordnende Sauna FKK Club. Und ein weiterer Zusammenhang soll hier nicht unerwähnt bleiben: Im Vorfeld der Legida-Demonstration im Januar brannten nicht nur alternative Bauwägen aus. Auch der im Kohlrabizirkus ansässige Kampfsportverein “8 Weapons Gym”, der sich öffentlich gegen Legida positioniert hatte, fiel einem Brandanschlag zum Opfer und wurde vollkommen zerstört. Wenn nun der Kohlrabizirkus seine Räumlichkeiten für ein Neonazi-Netzwerk wie “Imperium” zur Verfügung stellt und Monate zuvor einem Mieter die Einrichtung niederbrennt, ohne dass Einbruchsspuren an den Türen zu finden sind, stellen sich uns durchaus einige Fragen. Diese werden wir im Rahmen unserer Kampagne mit Nachdruck stellen.

Wir lassen uns nicht von Neonazis terrorisieren und werden nicht zusehen, wie ganze Regionen zu Zonen rechter Hegemonie gemacht werden. Deshalb: Kommt am 27. August zu unserer Demo gegen die Imperium Fighting Championship.
Rechte Netzwerke zerschlagen!

Demo: 27. August 2016 – 17 Uhr – Herderstraße/Wolfgang-Heinze-Str – Connewitz

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