29.08.: Demo: Heute die Pogrome von Morgen verhindern / Dresden / Redebeitrag

Für die Menschen, die sich gegenwärtig in Sachsen aber auch anderswo für Geflüchtete einsetzen und sich mit ihnen solidarisieren, liegen Verzweiflung und Hoffnung sehr nah beieinander. Wir in Sachsen sind konfrontiert mit einer Situation, in der der jahrelang durch die CDU geduldete und genährte Rassismus in flächendeckende Gewalt umschlägt. Wir sind damit konfrontiert, dass vor allem die sächsische CDU die Asyl-Gesetze weiterhin verschärfen will. Wir sind schockiert, wenn auch nicht überrascht, dass weder Polizei noch andere sächsische Behörde willens sind, dem Nazi-Terror und menschenunwürdigen Unterbringungen ein Ende zu bereiten. So bleiben genug Gründe zum Verzweifeln.

So wie die Tatsache, dass im August 51 Geflüchtete von Leipzig-Connewitz nach Heidenau verlegt werden sollten. Direkt nach den heftigen Angriffen von Nazis auf Geflüchtete und Supporter_innen in Heidenau. Auch darüber muss man verzweifelnd den Kopf schütteln. Aber: die praktische Solidarität, die sich in Connewitz nach der Ankündigung der Verlegung Bahn gebrochen hat, gibt auch Grund für Hoffnung. Nach den drastischen Erlebnissen in Heidenau, konnten in der Unterstützung der Geflüchteten und ihren Forderungen in Connewitz viele Menschen eingebunden werden. In Zeiten in denen Antifaschist_innen auf dem Zahnfleisch kriechen, weil es viel zu viel zu tun gibt, tut es gut, zu merken, dass man mit den Forderungen nicht alleine ist. Die Solidarität mit Geflüchteten ist die andere Seite der Medaille der sächsischen Verhältnisse und wir, also linksradikale Gruppen, sollten diese Seite nicht vernachlässigen.

Denn: das Hoffnung und Verzweiflung so nah beieinander liegen, ist nicht Ausdruck einer gespaltenen Psyche. Es ist der Ausdruck der gegenwärtigen gesellschaftlicher Verhältnisse. Die Frage dabei ist nun: wo liegt die Perspektive für linke, emanzipatorische Projekte?
Wenn wir nach Südeuropa schauen; in die Länder, die durch die Austeritätspolitik so nachhaltig kaputt gemacht worden sind. Dann sehen wir, dass es einige emanzipatorische Projekte geschafft haben, auch ein paar Dinge auf die Beine zu stellen. Dabei wurde nicht an den Staat appelliert, sondern es wurde selbst gemacht. Kranken- oder Essensversorgung wurde auf die Beine gestellt, ganze Fabriken wurden übernommen. Ganz sicher sind auch viele Projekte gescheitert. Aber wir, als solidarische, emanzipatorische Menschen passen eben nicht in diese kapitalistische Gesellschaft und so müssen wir uns eines etwaigen Scheiterns unserer Projekte immer Bewusst sein. Aber davon sollten wir uns ganz sicher nicht aufhalten lassen!

Denn viel zu oft bestimmt von Anfang an nur Verzweiflung unser Handeln. Die Ausschreitungen in Heidenau haben uns bestürzt, es war richtig und wichtig, dort hinzufahren, den Geflüchteten unsere Solidarität zu zeigen und den Nazis etwas entgegenzusetzen.

Aber wir müssen der Hoffnung mehr Raum geben! Wir hoffen als Supporter_innen für Geflüchtete nicht nur für ein besseres Leben für Refugees, sondern wir kämpfen auch für ein besseres Leben für uns! Wir sind es leid, Teil dieser widrigen Gesellschaft zu sein, die Geflüchtete wie Dreck behandelt! Und wir sind es leid, die Widrigkeiten dieser Gesellschaft auch selbst zu auszuhalten! Wir wollen solidarisch mit Geflüchteten leben und wir wollen auch Solidarität selbst erfahren! Wir wollen keinen Unterschied zwischen uns und ihnen!

Deswegen stellen wir keine Forderungen an den Staat, damit dieser Geflüchtete besser verwaltet. Wir wollen zeigen, dass wir diesen Staat nicht zum Leben brauchen!

In diesem Sinne: Staat, Nation, Kapital, alles scheiße! Lasst uns gemeinsam kämpfen für eine Gesellschaft ohne Grenzen und ohne Ausbeutung!

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