20.02.: Demo: Fighting for Twenty Years / Brandenburg / Redebeitrag

Fighting for Twenty Years

Liebe Genoss_innen,

zu Beginn möchten wir euch zu 20 Jahren antifaschistischer Aktion gratulieren. Es ist leider eine Seltenheit über einen so langen Zeitraum als Zusammenschluss zu existieren und den Frieden mit den Verhältnissen zu verneinen. Gerade im ländlichen Raum herrscht für gewöhnlich Tristesse und Langeweile. Die Bevölkerung besteht zumeist aus älteren Menschen und emanzipative Räume, Gruppen etc. stoßen auf Misstrauen oder offener Feindschaft. Umso mehr freuen wir uns über euer langjähriges Bestehen und hoffen auf viele weitere Jahre. Doch zurück zum tristen Alltag…

Im Aufruf zur heutigen Demonstration werden Verbindungslinien in das Deutschland der Anfang 1990er Jahre gezogen. Als Beispiele werden tägliche rassistische Übergriffe auf Unterkünfte und Geflüchtete benannt. Währenddessen werden Verschärfungen des faktisch abgeschafften Asylrechts im Eiltempo durchgesetzt. Auch die Repression gegenüber antifaschistischen Interventionen lassen Rückschlüsse auf die Vergangenheit zu. So sehr wir diese traurigen Einsichten teilen, so sehr gilt es Veränderungen zu erkennen und ggf. daran anzusetzen.

Denn auch wenn die groß inszenierte „Willkommenskultur“ sogleich ihr jähes Ende fand – die Solidarität mit Geflüchteten ist weiterhin bedeutend größer als es vor zwei Jahrzehnten der Fall war. Unterstützungsinitiativen in verschiedenen Varianten gründen sich auch heute noch und ermöglichen solidarische Erfahrungen. Leider geschieht solch ein Engagement zumeist ohne weiterführende Kritik am Bestehenden. Hilfe aus einer Position des Mitgefühls und Empathie heraus sind löbliche Positionen, aber können und werden auch von staatlichen Institutionen ausgenutzt. Die Folge sind desaströse Zustände bspw. zur Unterbringung für Geflüchtete und bloße Dankesbekundungen für Willkommensinitiativen. Letzteres dann auch gerne mit Verweis auf die geläuterte Nation Deutschland um sodann patriotischen Kitsch zu zelebrieren. Insofern sollten die solidarischen Erfahrungen ausgebaut, jedoch mit notwendiger Kritik verbunden werden. Gute Beispiele für solch versöhnende Akte von Theorie und Praxis stellen die Hausbesetzungen bzw. Soziale Zentren in Frankfurt, Göttingen oder Halle/Saale dar. Selbige Versuche gab und gibt es auch in anderen Städten. In Leipzig wird dieses Anliegen öffentlich formuliert und soll zukünftig von der Rechtsberatung bis zum bloßen Austausch einer Fülle an Ideen ein zu Hause geben.

Nun erscheint der Gedanke eines sozialen Zentrums in Kleinstädten als unerreichbar. Die Probleme sind vorerst gänzlich andere und vor allem handfester Natur. Eine Vernetzung der coolen Leute ist dabei unabdingbar. Aus eigener Erfahrung heraus sehen wir in Sachsen genau hierin eine riesige Baustelle, wo auch die sicher geglaubte Großstadt nicht immer Zuflucht bietet. So ist seit des ersten rassistischen Aufmarschs in Schneeberg 2013 und mit Aufkommen von Pegida, eine offene Zusammenarbeit von organisierten Nazis und bürgerlichen RassistInnen zu beobachten. Der Verweis auf Verstrickungen in Nazikreise wird abgewiesen und es überwiegt ein lächerlicher Begriff von Faschismus, der vor allem links verortet wird. Antifaschistische Feuerwehrpolitik hat in der Vergangenheit nur temporär die Lage vor Ort verbessern können. Aus dieser Erfahrung heraus planen wir für den 1.-3. April einen Jugendkongress in Chemnitz. Ihr seid herzlich eingeladen mit uns über eigene Erfahrungen zu diskutieren, an einem der vielen Workshops teilzunehmen und auch praktische Tipps auszutauschen. Bestenfalls werden sich bestehende Zusammenhänge vernetzen oder neue gründen.

Abschließend sei noch angemerkt: Antifaschistische Intervention kann nicht auf Dauer von außerhalb gewährleistet sein, so dass wir die Wut auf großstädtische Antifa-Gruppen nur teilweise nachvollziehen können. Die kurze Performance einer Demo hat leider meist nur stündliche Wirkung. Daher halten wir es mit der Formel: Finden – Organisieren – Angriff

Zusammen gehört uns die Zukunft!

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